Titel
GESELLSCHAFT / MANAGER: Arbeit für andere
NEUN HERREN ÜBER 80 000 MANN
EGON OVERBECK
Deutschland
DE-GAULLE-BESUCH: Filet Wellington, Der deutsche Kanzler Ludwig Erhard, kregel und gut ausgeschlafen, gelöst und rosig im Gesicht, streckte seine Hand aus. Der Staats-Franzose, bläßlich und abgespannt, noch immer leicht zögernd, schlug so befangen ein, wie sonst Generals-Gäste, wenn sie dem unnahbaren Gallier unter die Augen treten.
DÄNEN-BESUCH: Auf zwei Pferden, Vierundzwanzig Stunden vor der Ankunft Charles de Gaulles hatten zwei europäische De-Gaulle-Opfer das Bonner Palais Schaumburg verlassen. Dänemarks Ministerpräsident Jens Otto Krag - er kam in Begleitung seiner Frau, der Schauspielerin Helle Virkner - und sein Außenminister Per Haekkerup waren als Bittsteller bei Ludwig Erhard gewesen.
AHLERS-VERHAFTUNG: Bitte buchstabieren Sie,
Franz-Josef Strauß schob die entscheidende Tat auf Volkmar Hopf.
Hopf aber schwieg.
Doch da Strauß es war, der Hopf belastete und sich überdies, wie die Bonner Staatsanwaltschaft in ihrem Einstellungsbescheid formulierte, oft genug "der Wahrheit zuwider" herauszureden suchte, blieb Hopf ungeschoren.
TITO-BESUCH: Kleckse im Wappensaal,
Schwungvoll setzte Jugoslawiens Präsident Josip Broz-Tito den Halter an, um sich ins Goldene Buch von Ost-Berlin einzutragen. Aber die Feder sträubte sich. Tinte spritzte über das Blatt.
Lächelnd sah der Jugoslawe in die Runde der erschrockenen DDR-Würdenträger, die ihn im Wappensaal des Rathauses umstanden. Dann erläuterte er den auf sozialistischen Realismus eingeschworenen Genossen die bekleckste Seite: "Ein abstraktes Gemälde!"
HAMBURG: Kann nicht anders
ERDGAS: Lange Leitung, In seinem Düsseldorfer Büro, 14 Stockwerke über dem Rhein, drehte Diplom-Ingenieur Gerhard Kienbaum den Gashahn auf: Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister genehmigte am 3. Juni den Bau einer Rohrleitung, die holländisches Erdgas nach Westdeutschland befördern soll.
GDP: Im Rucksack,
Monatelang balzten Franz-Josef Strauß und Deutschlands Sozialdemokraten um dasselbe Wesen. Dann wählte die Angebetete: Sie ließ sich mit beiden, ein.
Die Vielgeliebte: die Gesamtdeutsche Partei (GDP), blasse Tochter des verblichenen Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE).
PASSIERSCHEINE: Kohl kommt,
Über Pfingsten war die Tendenz an
der Mauer lustlos. Weit mehr als 100 000 West-Berliner verzichteten auf ihre Chance, in Ost-Berlin Verwandtschaft zu besuchen: Von den 643 000 zum letzten Besuchs-Zeitraum ausgegebenen Passierscheinen verfiel jeder fünfte ungenutzt.
FACTORING: Bargeld in die Kasse, Wo am Ende des Mainzer Vorortes Mombach die Krautäcker beginnen, ist in einem ausgedienten Lagerschuppen die Inter-Factor-Bank untergeschlüpft. Das primitive Domizil tarnt die beachtliche Kapitalkraft des Unternehmens: Inter-Factor kaufte westdeutschen Firmen im vergangenen Jahr Kunden-Forderungen im Wert von fast 100 Millionen Mark ab und zahlte bar.
BESATZUNG: Socken und Wein,
General de Gaulle sprach: "Was französische Waffen eroberten, werden französische Waffen verteidigen." Dann gab er der 5. Panzer- und der 3. Infanterie-Division unter General Guillaume Befehl, gegen die anrückenden Amerikaner von der 100. US-Division Front zu machen.
Guillaume ordnete sofort den Aufbau einer Verteidigungslinie an. Zugleich forderte er den Kommandeur der Amerikaner, General "Pinkie" Burress, ultimativ auf, den Vormarsch zu stoppen: "Sollten Sie Ihren Truppenverbänden erlauben, diese Grenze zu überschreiten, wird sich die Gefahr internationaler Zwischenfälle ergeben."
ARBEITSMUSIK: Trompeten nach Tisch, Zwölf Wochen lang rieselten Evergreens, flotte Schieber und instrumental veredelte Schnulzen auf die Bediensteten des Frankfurter Postamts 2 herab. Mit Unterbrechungen von jeweils 15 Minuten wurden die Stempelboxen mit rhythmischem Klavierspiel, Combo- und Barmusik beschallt.
KRIEGSBERICHTER: Hoch die Löffel,Verteidigungs-Staatssekretär Karl Gumbel verteidigte die "Wildente". In der Bundestags-Fragestunde Anfang Mai ließ er den Vogel entkommen, den der SPD-Abgeordnete Johann Cramer gern gerupft hätte.
WOHLTÄTIGKEIT: Bisher enttäuschend
BESTECHUNG: Lücke für Bauern
DIE RUSSEN SCHOSSEN IN DIE LUFT
Bonn
JETZT EIN UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSS?
Presse
RAUBGIER AM SONNTAGABEND, Ausländische Diplomaten, Politiker, Wissenschaftler und Publizisten deuten in einem beim Horst Erdmann Verlag, Herrenalb, vorbereiteten Buch das Bild vom häßlichen Deutschen. Das Werk "Sind die Deutschen wirklich so?"
Ausland
FRANKREICH / OPPOSITION: Los vom General
SOWJET-UNION / MACHTKAMPF: Zurück zum Feldherrn
„MIR TAT DER GOTT NICHT LEID“
JUDEN-ERKLÄRUNG: Freispruch vertagt
VIETNAM / KRIEGSBERICHTE: Wahrheit getarnt
VIETNAM: DIE NADEL MIT DEM PURPURKOPF
USA / PROZESSE: Gut geölt
Sport
SPRING-TURNIERE: Glück im Sattel
Kultur
RUHRFESTSPIEL-HAUS: Große Geste
BALDWIN: Flucht in die Kirche
DIE JUGEND DES ALTEN MANNES
MASERN: Schützender Schrotschuß
WAS TUT EIN EHEMANN IM KOSMOS?
NS-KUNSTRAUB: Erste Wahl
„UND BEDECKTE SICH MIT GEDÄRMEN“
PROGRAMME: SIGBERT MOHN VERLAG, GÜTERSLOH.
AUSWAHL: Natalia Ginzburg: „Mein Familien-Lexikon“.
AUSWAHL: Joseph Hayes: „Der dritte Tag“.
AUSWAHL: Jurij Bondarew: „Die Zwei“.
NEU IN DEUTSCHLAND: TELDEC.
AUSWAHL: Domenico Scarlatti: Sechzehn späte Sonaten.
AUSWAHL: Klavier-Konzert mit Swjatoslaw Richter.
AUSWAHL: Jazz Greetings from the East.
WIEDERAUFNAHMEN
BELLETRISTIK, SACHBÜCHER